Montag, 13. März 2017

Von Zwillingen, Künstlern und der ersten grossen Liebe

Ich gebe dir die Sonne - Jandy Nelson

Beschreibung des Verlages:
Am Anfang sind Jude und ihr Zwillingsbruder Noah unzertrennlich. Noah malt ununterbrochen und verliebt sich Hals über Kopf in den neuen, faszinierenden Jungen von nebenan, während Draufgängerin Jude knallroten Lippenstift entdeckt, in ihrer Freizeit Kopfsprünge von den Klippen macht und für zwei redet. Ein paar Jahre später sprechen die Zwillinge kaum ein Wort miteinander. Etwas ist passiert, das die beiden auf unterschiedliche Art verändert und ihre Welt zerstört hat. Doch dann trifft Jude einen wilden, unwiderstehlichen Jungen und einen geheimnisvollen, charismatischen Künstler ...


Buchzitate:

Es müsste ein Horn oder einen Gong oder so was geben, mit dem man Gott wecken kann. Ich würde nämlich gern mal ein Wörtchen mit ihm reden. Drei Worte, genauer gesagt.
WAS SOLL DAS?
(Noah, S. 16)

Ich mache dicht, während die beiden genauer ausführen, was für eine Art Geist Mom abgeben würde. Die Sonne ginge aus, wenn Mum sterben würde. Punkt.  
(Noah, S.33/34)

"Gibt es nichts mehr, das du sagen möchtest? Nichts, was du sagen musst?" Seine Stimme klingt jetzt ganz ernst und eindringlich. "Denn darum geht es hier. Um nichts anderes. Wir wünschen mit unseren Händen, das ist es, was Künstler tun."
(Der Kunstlehrer zu Jude, S. 51)

Springt er dershalb immer wieder? Um einen kurzen Augenblick wieder der sein zu können, der er früher war? Denn das Schlimmste, das Noah je passieren konnte, ist geschehen. Er ist normal geworden. Er hat die richtige Anzahl Latten.
(Jude, S. 77)

Er tritt einen Schritt zurück, sodass er noch höher auf dem Felsen steht. Er hat sich in jemand anders verwandelt. Darth Vader, glaube ich. Er strahlt jetzt keine Ruhe mehr aus, sondern wirkt so, als würde er Menschenleber essen. Sautiert mit Augäpfeln und Zehenspitzen.
(Noah, S. 126)

Ich weiss nicht, wie so was möglich ist,  doch es geht: Ein Bild ist jedes Mal, wenn man es ansieht, sowohl ganz gleich, als auch ganz anders. So ist das jetzt auch mit Jude und mir.
(Noah, S. 158)

Die Sache ist die: Ich weiss, dass ich sie nicht alle habe. Tagtäglich sehe ich die Latten von meinem Zaun fallen und in alle Richtungen fliegen. Was mir bei Dad und Noah Sorgen macht, ist, dass sie zu glauben scheinen, mit ihnen wäre alles in Ordnung.
(Jude, S. 199)

Guillermos Gesicht ähnelt jetzt den Fotos, die ich online gesehen habe. Jeder seiner Züge wäre für sich genommen schon dramatisch, aber alle zusammen sind wie ein Revierkampf, eine territoriale Auseinandersetzung, Nase gegen Mund, gegen blitzende Augen. Ich kann nicht sagen, ob es grotesk oder umwerfend ist.
(Jude, S. 220)

Er guckt mich auf diese Art an, die entweder gesetzlich verboten oder patentiert werden sollte, und das beeinträchtigt meine Fähigkeit, mich an Dinge wie meinen Namen und meine Spezies und all die Gründe zu erinnern, die ein Mädchen für einen Jungs-Boykott haben könnte.
( Jude, S. 280)

Wie kann Liebe nur so eine Abrissbirne sein?
(Noah, S. 374)

"Deshalb liebe ich die Steine. Wenn ich Skulpturen aus Ton mache, fühlt es sich an wie geschummelt. Es ist zu leicht. Ton hat keinen eigenen Willen. Steine sind wunderbar. Sie leisten dir Widerstand. Es ist ein fairer Kampf. Manchmal gewinnst du. Manchmal gewinnen sie. Manchmal gewinnst du, obwohl sie gewinnen."
(Guillermo zu Jude, S. 388)

Vielleicht hat Grandma recht: Du musst die Wunder sehen, damit es Wunder gibt. Vielleicht habe ich die Welt zu feige betrachtet, zu verzagt darin gelebt, um viel zu sehen.
(Jude, S. 412)

Sonntag, 5. Februar 2017

Vom Reisen


"Aus den meisten Reisen, die man im Leben plant, wird nichts", sagte ich. "Oder man unternimmt sie in seinem Inneren. Der Vorteil ist, dass es reichlich Platz für die Beine gibt, wenn man seinen inneren Luftlinien folgt."

Aus: "Die italienischen Schuhe" von Henning Mankell, Seite 72

Meine Rezension

Dienstag, 13. September 2016

Schmetterlinge


http://www.droemer-knaur.de/buch/8678302/boulder-lovestories-maerchenzauber 
 
 
 
Ich hatte zu Weinen begonnen, ohne es zu merken. Fühlte es sich so an, wenn Schmetterlinge starben? Wie kleine Kristalle, die zersplitterten und deren Splitter sich in meine Haut bohrten. So als wollten sie mich von innen heraus in eine Statue aus Kristallscherben verwandeln.
 
(74.55%, Märchenzauber, Mila Brenner)
 
 
 
 
 
 
Zu meiner Rezension von "Märchenzauber" geht es hier.

Samstag, 30. Juli 2016

Von der Liebe und dem Lachen

Ich nannte ihn Krawatte - Milena Michiko Flašar

Heute begreife ich, dass es unmöglich ist, jemandem nicht zu begegnen. Indem man da ist und atmet, begegnet man der ganzen Welt. Der unsichtbare Faden hat einen vom Augenblick der Geburt an mit dem anderen verbunden. Ihn zu kappen, dazu bedarf es mehr als nur eines Todes, und es nützt nichts, dagegen zu sein.
(S. 12)

Und du? Was treibt dich her? Ich zuckte mit den Schultern. Keine Ahnung? Hm, du bist ja noch jung. Achtzehn? Ich fror ein. Neunzehn? Zwanzig? Unglaublich, so jung. Alles vor sich zu haben. Nichts hinter sich.
(S. 27)

Wie kommt es, dass du so anders bist, fragte ich einmal, wir sassen im Schatten der Kiefer. Yukikos Antwort, ein auswendig gelernter Satz: Weil ich von einem Stern gefallen bin.
(S. 71)

Wir sind unfrei, wir alle. Bloss, dass uns das nicht aus der Verantwortung nimmt. Dass wir trotz unserer Unfreiheit beständig Entscheidungen treffen, für deren Folgen wir haften müssen. Und dass wir daher mit jeder Entscheidung, die wir treffen, noch unfreier werden.
(S. 85)

Wer in einem Lachen nichts anderes als ein Lachen hört, der ist taub, ich sage, tauber noch als taub.
(S. 91)

Schäm dich nur ja nicht dafür, ein Mensch mit Gefühlen zu sein. Egal, was es ist, fühhl es innig und tief. Fühl es noch ein bisschen inniger, fühl es noch ein bisschen tiefer. Fühl es für dich. Fühl es für die anderen. Und dann: Lass es gehen. 
(S. 92) 
Man sagt, ein Lehrer ist unsterblich. Auch wenn er seinen Körper verlässt, lebt das, was er gelehrt hat, im Herzen seiner Schüler weiter.
(S. 126)

Ich denke, Krankheit ist das Festhalten an einer Illusion. Die Einsamkeit, während man daran festhält. Wenn ich sage, ich weiss nicht, ob ich gesund geworden bin, dann will ich sagen, ich weiss nicht, ob das überhaupt möglich ist. Gänzlich frei zu sein.
(S. 129)

Ich streckte die Hand nach dir aus, und vielleicht, das ist meine Antwort auf deine Frage, ist es gerade dieses Ausstrecken, dieses Sich-Hinstrecken zum anderen, welches am dringensten gebraucht wird.
(S. 132)

Sonntag, 15. Mai 2016

Glitzerkram, Zitatesammlung

Glitzerkram„Tante Elviras Familie sieht auf uns herab, weil wir nicht so reich sind wie sie. Wir sehen auf Elviras Familie herab, weil keiner von ihnen einen Funken Allgemeinbildung besitzt. Sandra schämt sich für Norberts Eltern aufgrund ihres Dialekts und für meine Eltern aufgrund ihres Kleidungsstils. Meine Eltern schämen sich für Sandra, weil sie diesen zur Kahlköpfigkeit neigenden Vollpfosten geheiratet hat. Was Norberts Eltern denken, wissen wir nicht, weil keiner von uns ihren Dialekt versteht. Kollektiv sehen wir alle auf Norbert und seinen Bruder hinab, weil sie unsagbar dumm sind. Und Norbert bemitleidet uns, weil die Frauen bei uns arbeiten müssen und sich nicht mit Leib und Seele um den Haushalt kümmern können. Ich glaube, das war’s. Ach nein, da ist ja noch mein Cousin Patrick, der immer Pätrick genannt werden will. Er ist schwul, will das aber nicht zugeben, obwohl es sogar schon die Oma weiß.“

Auszug aus: Mara Winter. „Glitzerkram / Roman.“ iBooks, S. 181


 „Das mit dem Fitnessstudio klappt auch nicht so. Das Problem ist, dass man da immer wieder hingehen müsste, dabei ist einmal doch schon schrecklich genug.“

Auszug aus: Maren Winter. „Glitzerkram / Roman.“ iBooks, S.196

Sonntag, 7. Februar 2016

Stilblüten

In der Schule:
"Er war Englischlehrer. Also war es sehr wahrscheinlich, dass er eine Waffe hatte."   (S. 15)
 
Familie und Co:
"Kurzerhand fuhren meine Eltern ins Adoptionshaus, um mir eine Schwester zu besorgen."   (S. 23)

Shitt happens:
"Die Familie plant eine Beerdigung, aber sie hat keine Leiche zum Begraben."   (S. 43)

Dein Freund und Helfer:
"Die Polizisten stellten drei Haare sicher und brachten diese sofort zur Autopsie."   (S. 55)

Ordokrafih:
"Sie arbeitete als Brotsituierte."   (S. 61)

Alles logisch, oder was?:
"Sie gingen zusammen in den Schlafsack und küssten weiter. Mehr passierte nicht, weil sie ja aufeinander lagen."   (S 69)
Tierisches:
"In Todesangst fing die Mausfrau mit dem Käseunser an."  (S. 110)

Was es nicht alles gibt:
"Nachdem er den Berg bestiegen hatte, wurde der Berg schwanger."   (S. 125)

Unterwegs:
"Der Flug dauerte ungefähr vierzen Stunden. Weil Gusti Durchfall hatte, mussten sie alle zwanzig Minuten landen."   (S. 137)

Mörderisch und makaber:
"Prinz Charles lag am am Boden und seine Lebensgefährten, seine zwei Ohren, daneben."   (S. 145)

Schlusssätze:
"Die Schlacht bei Morgarten endete ohne Zwischenfälle."   (S. 159)
"PS: Ich bin dann noch schwanger."   (S. 163)